Carlos Caszely
CARLOS CASZELY, geboren am 5. Juli 1950 in Santiago, Chile, ist nicht nur eine Legende des chilenischen Fußballs, sondern auch ein prominentes Symbol des Widerstands gegen die Militärdiktatur von General Augusto Pinochet. Als Stürmer bekannt für seine außergewöhnlichen Fähigkeiten und seinen scharfen Torinstinkt, wurde Caszely zu einer Ikone auf und neben dem Spielfeld.
Caszelys Fußballkarriere begann bei Colo-Colo, einem der bedeutendsten Vereine in Chile, wo er schnell nationalen Ruhm erlangte. International bekannt wurde er durch seine Teilnahme an der Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland. Ein besonders markantes Ereignis seiner Karriere war das berüchtigte Qualifikationsspiel gegen die Sowjetunion im Jahr 1973. Aufgrund des Putsches am 11. September 1973 gegen den damaligen chilenischen Präsidenten Salvador Allende und der Errichtung einer Militärdiktatur durch General Pinochet verweigerte die sowjetische Mannschaft die Reise nach Chile. Das Rückspiel sollte im „Estadio Nacional“ (dt.: Nationalstadion) in Santiago stattfinden, das zu einem düsteren Symbol der Repression wurde.
Nach dem Putsch wurde das Stadion als Internierungslager für politische Gefangene genutzt. Tausende von Chilen*innen wurden dort inhaftiert, gefoltert und viele von ihnen verschwanden spurlos. Ohne die Anwesenheit des sowjetischen Teams trat Chile an und erzielte in einem grotesken Schauspiel ein Treffer in ein leeres Tor, womit sie sich offiziell für die Weltmeisterschaft qualifizierten.
Caszelys war einer der wenigen Fußballer, die öffentlich gegen die Pinochet-Diktatur Stellung bezogen. Bei einem Empfang für das chilenische Team im Präsidentenpalast weigerte er sich, Pinochet die Hand zu schütteln – ein symbolischer Akt des Widerstands, der in Chile große Wellen schlug. Dies war umso mutiger, als dass viele seiner Kollegen aus Angst vor Repression schweigsam blieben.
Caszelys Engagement beschränkte sich nicht nur auf symbolische Gesten. Nachdem seine Mutter 1973 von den Sicherheitskräften des Regimes brutal misshandelt worden war, nutzte er seine Popularität, um weltweit auf die Gräueltaten der Diktatur aufmerksam zu machen. Von dieser persönlichen Erfahrung ließ er sich nicht einschüchtern. Im Gegenteil: Er nahm diese als Anlass sich stärker für Menschenrechte und gegen Unterdrückung einzusetzen. Caszelys öffentliche Haltung gegen die Militärdiktatur war nicht nur ein persönliches Risiko, sondern auch eine starke Botschaft der Solidarität mit den Opfern des Regimes.
Auch nach dem Ende der Diktatur blieb Caszely politisch aktiv. Er setzte sich für soziale Gerechtigkeit und demokratische Werte ein und unterstützte verschiedene Initiativen zur Aufarbeitung der Verbrechen des Pinochet-Regimes.
Carlos Caszelys Vermächtnis ist daher zweifach: Er bleibt als einer der besten Fußballer in Erinnerung, die Chile je hervorgebracht hat, und als ein mutiger Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit, der den Mut hatte, gegen die Unterdrückung aufzustehen und für die Rechte der Schwächeren zu kämpfen.