Rückblick Radtour wider das Vergessen. Erinnerungsorten der NS-Zwangsarbeit in Jena und Kahla auf die Spur kommen
Am Morgen des 24.08.19 kamen 12 Personen zusammen, um an der thematischen Radtour von Jena nach Großeutersdorf teilzunehmen. Startpunkt war an der Gedenk- und Informationsstele in der Löbstedter Straße.
Tourstart Stele Jena
Zunächst stellte Stefanie Weber (Mitarbeiterin Demokratieladen Kahla) im Namen der beteiligten Projekte des Vereins Bildungswerk BLITZ e.V. in ihrer Begrüßung die Motivation und die Notwendigkeit dar, sich in Jena mit dem Thema Zwangsarbeit im NS zu beschäftigen. Eine Einordnung der Errichtung dieses Erinnerungsortes nahm Nicole Schneider (Mitarbeiterin KoKont Jena) vor, indem sie die Eckpunkte des Jenaer Konzepts „Gedenken, Erinnern, Aufarbeiten“ zur Auseinandersetzung mit der lokalen NS-Geschichte vorstellte. Der Historiker Dr. Marc Bartuschka berichtete im Anschluss über den Einsatz der Zwangsarbeiter im damaligen Reichsbahnausbesserungswerk (RAW), wobei er auch auf den generellen Einsatz von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in Jena einging. Zugleich wird an diesem Ort auch an die Menschen gedacht, die in räumlicher Nähe in einem KZ-Außenlager leben mussten – auch hierüber erfuhren die Teilnehmenden mehr. Als Vorbereitung auf den nächsten Standort informierte Dr. Bartuschka abschließend über die Verbindungen von Jena zur REIMAHG in Großeutersdorf.
Zwangsarbeit für die REIMAHG in Großeutersdorf
Dann ging es über den Saale-Radweg nach Großeutersdorf. Geführt wurden die Radfahrenden von zwei Engagierten vom Jenaer ADFC.
Im Dokumentationszentrum Walpersberg wurde die Gruppe von Markus Gleichmann in Empfang genommen, der sich seit vielen Jahren im Geschichts- und Forschungsverein Walpersberg e.V. engagiert. Zunächst berichtete Herr Gleichmann vom Einsatz von Zwangsarbeiter*innen für die REIMAHG anhand der Exponate im Dokumentationszentrum. Anschließend besichtigte die Gruppe das Gelände rund um die damaligen Zugänge zum unterirdischen Stollensystem.
Abschließend unterstützten die Tourteilnehmenden den Verein durch eine Spende, damit seine ehrenamtlichen Mitstreiter*innen weiterhin an den Zwangsarbeitereinsatz erinnern und lokale Geschichte aufarbeiten können.
Die „Radtour wider das Vergessen“ hatte das Ziel, Verbindungen der NS-Zwangsarbeit zwischen Jena und Kahla sichtbar zu machen, die Erinnerung an das nationalsozialistische Regime im kollektiven Gedächtnis zu bewahren, sich mit der lokalen Geschichte auseinanderzusetzen und Gegenwartsbezüge zu verdeutlichen. Verantwortungsvoll zu Gedenken heißt auch, Verantwortung in und für die Gegenwart zu tragen und sich gegen menschenfeindliche, rassistische und antisemitische Positionen stark zu machen ob im Alltag oder im öffentlichen Raum.
Im Sinne eines lebendigen Gedenkens, möchten wir das Projekt in 2020 gern fortsetzen, denn es gibt noch viele weitere Orte in der näheren Umgebung, die für die NS-Zwangsarbeit eine Rollen spielten und deren Geschichte sich lohnt, erzählt zu werden.
Herzlich danken möchten wir Dr. Marc Bartuschka , Markus Gleichmann und Dr. Rüdiger Stutz sowie Ralph und Andy vom ADFC und allen Beteiligten an der Tour.
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